Die besengte Glückssau – Das alles enthüllende Making-of

Die besengte Glückssau – Das alles enthüllende Making-of

Wichtig! Erst die Story lesen!

Dann dürft Ihr Euch schon selbst als Glückskinder fühlen. Anders als bei Umberto Eco („Der Name der Rose“) erwartet Euch kein daumendicker Extraband mit hochwissenschaftlichen Hinweisen zu Fußnoten und Quellenmaterial. Puh!

Tja, was kroch Anno 2020 durch die in Reihe geschalteten drei Hirnzellen des wellness-piratigen Schreiberlings?

Der machte erst einmal dicke Backen, als die „Aufgabenstellung“ zur Drei-Bild-Geschichte eintrudelte. Profaner Hobby-Denksport samt ehrenamtlicher Abgabe-„Deadline“ kann die grauen Zellen hochprofessinell zum Glühen bringen. Positiver Stress pur. Ich liebe das!

 

(Copyright: die drei entsprechenden User/Innen auf www.klicky-island.de)

 

Ein geflecktes Schwein, ein Drache in Ketten und ein Soldat des Jahres 1825 auf einem Turm. Was könnten die gemeinsam anstellen?

Von allem kam ich auf die Schnelle nur an den roten Drachen und ein „normales“ Borstenvieh. Dass Playmobil auch gefleckte im Programm hat, war bis dato an mir vorbeigegangen. Wie bekam ich also Flecken auf „mein“ Schwein, und warum überhaupt?

Am schwierigsten war der Soldat. Von wem er stammte, war unübersehbar. Ich kenne nur einen, der solche Eyecatcher-Customs aus jener Epoche baut. Den Versuch, es ihm nachzutun habe ich nicht gewagt. Das hätte mein Können überstiegen. Deshalb musste irgend ein anderer Uniformträger her.

Wieso 1825? Die „umgedrehte“ Fahne war ein Riesenhinweisschild auf das „Hambacher Fest“, eine Sternstunde deutscher Geschichte. Auch da hätte ich mich in Details verrennen können. Das Hambacher Schloss als Szenenmittelpunkt? Also eine komplette, geeignete Burg kaufen, weil ich nur wenige Mittelalter-Teile besitze? Dann die ewige Diskussion im Hinterkopf, ob die bürgerlich-revolutionären Fahnen nun Schwarz-Rot-Gold oder Gold-Rot-Schwarz waren. Zeitgenössische Stiche (Bilder) zeigen die Farben gelegentlich auch mal „falsch herum“. Andererseits ist im Schlossmuseum eine Originalfahne mit einem aufgestickten Motto erhalten. Das kann man nur lesen, wenn „Schwarz“ oben ist.

Stop! Höchste Zeit, meinen Kopf zu „resetten“. Ich wollte keine Geschichte über Geschichtliches schreiben. Erst recht keine Nano-Doktorarbeit. Also alles wieder auf das Wesentliche reduziert: Schwein mit Flecken, Drache in Ketten, Soldat auf Turm. Hmmm….

So kramte ich grübelnd die paar Burgteile vom Flohmarkt hervor. Sie reichten gerade für eine Ruine. Da machte es „Klick“, und das Kopfkino zeigte eine Slide-Show: Biedermeier-Bilder von Carl Spitzweg!  Flugs aus einer Playmo-„Fontane“-Figur einen Spitzweg gesteckt, Schwein, Drachen und Soldat im Genre-typischen Outfit mit Dreispitz dazu – und unbefangen gespielt. Da kam die Story ganz von selbst. Mit immer neuen Szenen, Fragestellungen und Details. Wie in der smartphone- und konsolenlosen Kinderzeit.  Ich hatte ja alles 3D „vor Augen“.

Wer jetzt „anachronistisch!“ ruft und auf den „modernen“ Dönerspieß zeigt – den gab es im 19. Jahrhundert tatsächlich schon. Beweis:  Aufnahme aus den Kinderschuhen der Photographie – von 1855! Heute ersetzen halt schnöde Heizdrähte die osmanische Grillkohle und wir Leckermäulchen legen unsere Kohle auf die Theke…

 

Foto von 1855: gemeinfrei.

Nach 167 Jahren ist ein Drache noch Jungspund, ein menschlicher Lichtbilderzeuger aber längst außerhalb des posthumen Urheberrechtschutzes…

 

So sahen Carl Spitzwegs Bilder zum Thema „Friede im Lande“ aus, ein seinerzeit beliebtes Motiv. „Dank“ Napoleon hatte Europa zuvor genügend Kriege erlebt. Da sehnten Bieder-man(n) und -frau sich nach dieser selbstgestrickten Nix-los-Idylle.

 

„Der strickende Vorposten“, um 1860. Quelle: Wikipedia. Gemeinfrei.

 

Übrigens hat Spitzweg gegen Ende seiner Karriere tatsächlich ein Bild gemalt, das so gar nicht zu seinen anderen zu passen scheint. Dafür aber perfekt zum Bösewicht unserer Story:

 

„Der Hexenmeister“ (oder „Zauberer und Drache“), um 1875. Quelle: Wikipedia. Gemeinfrei.

 

Ein düsteres Bild. Alles andere als idyllisch oder romantisch-ironisch…

Witzigerweise ähnelt der Lindwurm verblüffend seinem heutigen Playmo-Gegenstück. Hatte Carl etwa Vorahnungen? Nostradamus-Effekt?

Kreis geschlossen. Die Storyline stand.

Der geniale Meistermaler brachte zwei der drei Motive unter einen Hut. Die Lücke ließ sich leicht füllen. Schwein gehabt!

 

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